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Andacht

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Foto: © Klaus Steinike

Pfarrer Ulrich Kastner

N. Schwarz © Gemeindebrief Druckerei.de

Gedanken zur Jahreslosung – 2025

Liebe Gemeinde, 

„Test the West!”

Das war mal eine Zigarettenwerbung, als es noch Werbung für Zigaretten gab. In diesem Falle hieß die Zigarettenmarke ganz bescheiden „West”.

Unsere Losung für das neue Jahr lädt aber dazu ein ALLES zu testen!

Und das ist eine erfreulich unerschrockene Einstellung. Unerschrocken, weil sie einem ängstlichen Reinheitsdenken zuwiderläuft:

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern – Vorsicht, sonst wirst du selbst schmutzig”. Auch so kann man seine Religion verstehen. Aber dann wäre der Glaube eher ein Filter vor dem Leben – und die Gläubigen müssten sich in eine leblose Abgeschiedenheit begeben. Immer ängstlich darauf bedacht, Abstand von der als gefährlich empfundenen Realität zu wahren. Das Christentum hätte dann aber einen ängstlichen Grundton. Ganz im Gegenteil dazu steht das Wort des Apostels Paulus, sich allem furchtlos anzunehmen – und es zu prüfen! Was taugt es? Wem nützt es? Wozu führt es? Was macht es mit mir? Mutig und offen anschauen – und dann zu entscheiden, ob eine nähere Beschäftigung damit lohnt. Und sicher werden wir auch in diesem neuen Jahr wieder viel Gelegenheit dazu haben, manches zu prüfen: Wozu führt es? Wem nützt es? Diese Fragen stellen sich auch angesichts der Bundestagswahl am 23. Februar. Wozu führen manche Wahlprogramme – und wem nützen sie? Stehen die Parteien glaubwürdig zu einer freien offenen und demokratischen Gesellschaft für alle? Oder nähren sie Vorbehalte, Ängste und Spaltungen? Und stellen sich manche nicht ganz offen in den Dienst von Diktaturen und Aggressoren? Was für eine Gesellschaft wollen wir – und welche Parteien stehen dafür glaubwürdig ein? Prüfet Alles!

Paulus konnte so mutig sein, weil er das selbst erfahren hatte: Er war zuvor ein Feind der Christen gewesen und hatte sie verfolgt. Und ausgerechnet ihm begegnet Gott! Und das ist die Grundhaltung des Evangeliums: Gott kommt auch zu denen, die ihn nicht kennen – oder gar verfolgen! Also hat Gott die Welt geliebt, schreibt der Evangelist Johannes. Gott liebt auch die, die ihn nicht kennen. Und auch die, die ihn ablehnen, sollen gerettet werden. Die Welt, das ist für Johannes das Gegenteil von Gott.

Aber auch seine Widersacher schließt Gott nicht aus. Ja, mehr noch, wendet sich ihnen zu. Johannes schreibt von Liebe. Darin liegt Mut! Und eine große Unabhängigkeit, alles zu prüfen. Wenn Paulus nun einlädt, alles ohne Furcht zu prüfen, aber nur das Beste zu behalten – dann steht für ihn schon fest, was das Beste ist: Es ist Gott! Gott, der uns in seiner Liebe begegnet. Ja, der sich uns anvertraut! Gott kommt schwach und unscheinbar wie ein Kind – er vertraut sich uns an. Und er vertraut uns alles an – damit wir das Beste behalten und dafür eintreten, dass es bewahrt bleibt.

Ihr Pfarrer Ulrich Kastner    

 

 

 

Monatsspruch März 2025

Text: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, revidiert 2017, © 2017 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart - Grafik: © GemeindebriefDruckerei

 

 

 

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